Chucks von Cornelia Travnicek - keine leichte Kost, dafür nachklingend!
Das Cover:
Nicht nur der abgebildete Kult-Schuh Chucks der Marke Converse, sondern auch die sehr schöne Aufmachung haben mich schon mal sehr angesprochen. Das Buch hätte ich auch im Buchladen in die Hand genommen, weil es sich optisch positiv von den anderen Büchern absetzt.
Der Inhalt:
Das Buch von Cornelia Travnicek wird mit einem Tomte-Zitat eingeleitet, was bei mir schon mal zu einer ersten positiven Grundeinstellung zum Buch führte.
Die etwa zwanzigjährige Mae verbringt ihre Zeit als Punk auf den Straßen Wiens. Schnell wird deutlich, dass die ältere Punkerin Tamara eine wichtige Bezugsperson in ihrem Leben zu sein scheint. Obwohl Mae auch jederzeit zuhause unterkommen kann, zieht es sie nur sehr selten und für kurze Besuche wieder zurück ins Haus der Mutter. Mit geschickten Zeitsprüngen entwirft Cornelia Travnicek für den Leser nach und nach ein genaueres Bild der Protagonistin Mae. So wird von der Kindheit erzählt und der schweren Krankheit ihres jüngeren Bruders und von den auch daraus resultierenden Beziehungsproblemen ihrer Eltern. Über eine andere Zeitebene lernt der Leser Jakob kennen. Ein äußerst aufgeräumter und strukturierter Architekt, bei dem Mae lebt. Es wird schnell deutlich, dass Jakob und Mae ein sehr unterschiedliches Paar sind und Mae ihn allzu gerne aus der Reserve locken möchte. Über eine weitere Erzählebene kommt Paul ins Spiel. Ihn lernt Mae bei von Amtswegen verordneten Sozialstunden im Aids-Hilfe-Haus kennen. Paul ist selber an Aids erkrankt und weiß, dass er früher oder später an dieser Krankheit sterben wird. Er ist anders als Jakob, spontan und deutlich weniger ausrechenbar für Mae als es Jakob immer ist.
Mae selber ist keine leichte Person, wirkt oft recht negativ, was aber für den Leser, je mehr er über Maes Leben erfährt, immer nachvollziehbarer wird. Es wirkt so, als möchte Mae auf Teufel komm raus keine einfachen Wege gehen. Menschen, die ihr Gutes wollen, stößt sie umso öfter vor den Kopf. Erst mit Paul zeigt sie auch andere, weichere Seiten.
Mein Fazit:
Chucks liest sich wirklich gut und flüssig. Mit 186 Seiten ist es nicht besonders dick und damit ein recht kurz(weilig)es Leseerlebnis. iIcherlich hängt die subjektive Beurteilung des Buches sehr davon ab, ob man sich mit Mae identifizieren kann und ihr Verhalten so nachvollziehen kann. Das Spannungsfeld zwischen Eigenständigkeit und Selbstbestimmung auf der einen Seite sowie Abhängigkeiten und Fremdbestimmung auf der anderen Seite macht meiner Meinung nach einen wichtigen Teil von Maes Persönlichkeit aus.
Das Buch hat bei mir noch einige Zeit nachgewirkt und mich nachdenklich gemacht.
Die schnörkellose Sprache hat mir sehr gut gefallen.
Ich hoffe, dass ich in Zukunft noch mehr von Cornelia Travnicek lesen kann.
Von mir gibt es fünf Sterne für dieses tolle Buch! *****
Toxicity - 19. Mär, 22:40